
Bürgerzentrum mit Solaranlage auf dem Dach

Eröffnung der Straßenbahnlinie nach Vauban 2006
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Umweltstandards in Vauban
Der Gemeinderat war sich bei seiner Beschlußfassung Anfang der neunziger Jahre einig, daß der neue Stadtteil Vauban über ein nachhaltiges Konzept des Bauens und der Nutzung verfügen sollte. Man hat dazu Umweltstandards definiert, die sich auf die einzurichtende Infrastruktur als auch auf die einzelnen Bauprojekte bezogen. Das Instrument der Umsetzung der Umweltstandards war der Bebauungsplan. Die einzelnen Bauträger mußten das Konzept ihres Projektes in einem Ausschuß des Gemeinderates (GRAG) präsentieren, der dazu seine Zustimmung erteilte, oder aber auch Nachbesserungen auferlegte. Eine Ablehnung als auch die Auswahl einer besser ins Konzept 'Vauban' passenden Bewerbung waren durchaus gängige Praxis.
Für Vauban gültige Umweltstandards:
- Niedrigenergiestandard
In allen öffentlichen und privaten Gebäuden dürfen für Heizenergie maximal 65 KWh pro Quadratmeter und Jahr (das entspricht dem Verbrennen von 6,5 Liter Heizöl) verbraucht werden. Daneben gibt es aber auch schon zahlreiche Gebäude, die den Passivhaus- oder sogar den Plusenergiehaus-Standard erfüllen.
- Dächer mit Solarenergie oder Begrünung
Flachdächer müssen entweder mit Solaranlagen (Fotovoltaik oder thermische Solarnutzung) ausgestattet sein, oder sie müssen begrünt werden. Auch Kombinationen sind möglich. Wer aktuelle Luftbilder von Vauban anschaut, kann bei entsprechender Auflösung gut die einzelnen Dachausstattungen unterscheiden. Zu sehen sind auch eine Reihe von Dächern mit Dachziegeln. Es handelt sich meist um kleinere Häuser mit Satteldach, für die es offensichtlich eine Ausnahmeregelung gab. Warum diese Bauweise genehmigt wurde, ist bislang unbekannt.
- Regenwassernutzung
Der überwiegende Teil der Niederschläge wird in Vauban vor Ort wieder dem Grundwasser zugeführt. Im Siedlungsbereich existiert generell das Problem der sinkenden Grundwasserstände und infolge der schnellen Ableitung in die Vorfluter das Problem der Hochwassergefahr an den Unterläufen der Flüsse. Das von Dächern und Straßen abfließende Wasser in Vauban wird in Rinnen am Straßenrand und von dort in zwei zentrale Regenwasser-Versickerungsgräben eingeleitet. Die Sohle der Gräben ist mit einem speziellen Filtermaterial ausgelegt, das durch Kapillarkraft eine beschleunigte Infiltration in den Boden fördern soll. Wenn bei starken Regenfällen die Aufnahmekapazität der Gräben überfordert ist, fließt das überschüssige Wasser in den Dorfbach.
- Verkehrskonzept
Zum nachhaltigen Konzept Vaubans gehört auch der Verkehr. Vauban hat beste Anschlüsse an den ÖPNV durch die Straßenbahnlinie 3 und durch zwei Buslinien. Im Zuge des Ausbaus des Schienenverkehrs auf der Rheintalbahn soll am Westrand von Vauban ein S-Bahn-Haltepunkt eingerichtet werden. Die Stadt Freiburg fördert den Ausbau des Radwegenetzes, in das auch Vauban integriert ist. Ein Wermutstropfen gibt es hier allerdings: Fast alle Radwege müssen mit Fußgängern geteilt werden, was flüssiges Radfahren erschwert und die Sicherheit beeinträchtigt. Zukunftsfähig ist Vaubans Verkehrskonzept vor allem auch durch die große Fläche verkehrsberuhigter Zonen, in denen autofreie Haushalte bis zu 18.000 EURO einsparen, wenn sie sich von der Stellplatzpflicht befreien lassen. Auch Car-Sharing ist ein integraler Bestandteil des Konzeptes. Nach einer schon lang erhobenen Forderung willigt die Verwaltung nun endlich ein, für Car-Sharing-Autos gekennzeichnete Stellplätze verteilt im Quartier einzurichten. Das, so hoffen viele, wird den Umstieg vom eigenen zum allgemein genutzten Auto weiter beschleunigen.
Blick in die Zukunft
Fünfzehn Jahre ist es nun schon her, seit die Umwelt-Standards für Vauban formuliert wurden. Heute stellt sich die Frage, kann ein Modellstadtteil sich darauf ausruhen, oder gibt es Möglichkeiten, sich neuen Herausforderungen und Entwicklungen anzupassen. Das ist eine Diskussion, die von seiten der Bürger in Gang gekommen ist und in der Veranstaltungsreihe 2010 "Vauban 10plus" lebhaftes öffentliches Interesse fand. Auch richtet sich viel Kritik an die politischen Entscheidungsträger der Stadt, für die Übernahme der positiven Konzepte aus Vauban für alle Stadtteile Freiburgs untätig zu sein. Anfragen von Interessenten für Wohnraum in Vauban überschwemmen geradezu das Quartier und überfordern alle Kapazitäten. Bei den Menschen ist Wohnen in Vauban angesagt, und die Politiker ignorieren den Trend. Schon längst hätten neue Bauquartiere in Freiburg ähnlich attraktiv wie Vauban ausgestattet werden können. Wie können Verwaltung und Politik aus ihrer Lethargie erweckt werden?
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