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Infos aus Freiburgs Modellstadtteil Vauban zum nachhaltigen Leben



Pflanzen


Große alte Bäume erhalten
Besucher waren und sind immer noch erstaunt, daß es in einem so jungen Stadtteil so viele große Bäume gibt. Die heute vorhandenen Großbäume sind alle schon bei der Anlage der Kasernen gepflanzt worden, bzw.kurz nach dem 2. Weltkrieg. Die Planung für den neuen Stadtteil Vauban hat sich bemüht, Räume für die Bäume bei den Flächen für Bebauung, Wege und Straßen auszusparen. Das ist weitgehend gelungen und nur in wenigen Fällen wurde eine Rodung durchgeführt.

Problem Baumschutz auf Baustellen
Es ist ncht leicht, auf Großbaustellen Baumschutz umzusetzen. Zwar gibt es viele gute Vorschriften wie beispielsweise die DIN 18920 zum Schutz der Vegetation, die jeder Bauausführende einhalten muß, aber der Schwachpunkt ist die Kontrolle der Vorschriften. In Freiburg gab es beim Gartenamt nur einen Mitarbeiter, der für Baumschutz zuständig war. Bei dieser Unterbesetzung und der Fülle von Problemen beim Baumschutz stadtweit war es naheliegend, daß eine Bauaufsicht auf der Großbaustelle Vauban kaum stattfand.

Demzufolge gab es leider viele baumschädigende Eingriffe zu beobachten: Anschüttung von Bodenmaterial, Befahren und damit Verdichtung der Baumscheiben, mechanische Verletzungen von Stamm und Krone durch Baufahrzeuge, Wurzelschädigungen durch Aufgrabungen, Einschlagen von Nägeln und Anbringen von Bindeschlaufen.
Viele Bürger haben sich jedoch von Anfang an für den Baumschutz in Vauban engagiert. Das geschah, indem sie bei unvernünftigen Eingriffen direkt Bauarbeiter oder die Bauträger angesprochen haben, oder sich an die Naturschutzbehörden gewand haben. Ohne dieses bürgerschaftliche Engagement wäre es heute bestimmt schlechter um die Bäume hier bestellt.

Wer aber genau hinschaut, kann an einigen Bäumen auffallende Schadsymptome ausmachen. Zum Beispiel kränkelt die Platane am Eingang der Karoline-Kaspar-Schule seit der Aufbringung des Pflasters und der wassergebundenen Decke am Platz. Die Belaubung ist deutlich reduziert und abnehmend im Gipfelbereich. Große Bäume reagieren empfindlich auf Veränderungen der Standortbedingungen. Die Verdichtung der Baumscheibe verschlechtert die Belüftung des Bodens und der oberflächennahen Wurzeln. Im Winter drohen Frostschäden durch den verdichteten und kahlen Boden.

Auch einige der großen Linden entlang der Regenwassergräben und eine nahe an einem Fahrstuhlschacht fallen durch eine schüttere Belaubung auf. Das ist u.a. die Folge von Aufgrabungen im Wurzelbereich und Durchtrennungen von dicken Hauptwurzeln.
Wuchsanomalien an der Vaubanallee
Bei der Anlage des Regenwasser-Versickerungsgrabens längs der Vaubanallee wurden leider auch die Wurzeln der Bäume stark in Mitleidenschaft gezogen. Zumindest hat man aber den Wurzelbereich vermittels eines Wurzelvorhanges vor Austrocknung geschützt.

Ins Auge fallen an den Baumstämmen eigenartige Verwachsungen. Zunächst wäre eine Aufpropfung, die man bei Obstbäumen kennt, zu vermuten. Bei Linden ist dies aber nicht üblich. Auch eine Kappung der gesamten Krone in jungen Jahren könnte die Ursache gewesen sein. Allerdings wäre das Wuchsbild des Neuaustriebes ein anderes.

Wahrscheinlicher sind dieVerwachsungen die Folge einer Stammeinschnürung durch eine Manschette. Vielleicht gab es früher ein Stammschutzgitter um die Bäume herum oder man hat die Bäume zum Schutz gegen die Panzer mit einer Manschette versorgt. Wahrscheinlich geriet der Sinn der Manschette im Lauf der Jahre in Vergessenheit, bis jemand sich über die Verwachsungen wunderte und das Material entfernt wurde.
Graben mit Wildstauden
Der Regenwasser-Versickerungsgraben verläuft parallel zur Straßenbahntrasse und ist heute ein kleines Naturparadies. Das Gartenamt hatte dort eine Wildstaudenmischung angesät. Nicht immer ist der Ansaat dauerhafter Erfolg beschieden, aber hier haben sich die Pflanzen prächtig entwickelt. Ein später Schnitt im Juni ermöglicht das Blühen und oft auch das Aussamen der Wildstauden. So ist der Graben für Bienen – und hier vor allem für die bedrohten Wildbienen – eine wichtige Futterquelle.

Die Körner- als auch die Insektenfresser unter den Vögeln finden ebenfalls hier ein reiches Nahrungsangebot. Früher waren die landwirtschaftlich genutzten Flächen das Hauptnahrungsangebot für viele Tierarten. Durch den Einsatz von Herbiziden sind die Beikräuter auf den Feldern verschwunden, durch die Insektizide die Insekten. So finden Körner- als auch Insektenfresser in der industriell betriebenen Landwirtschaft keine Nahrung. Die Felder sind heute "Hungergebiete", welche die Tiere meiden. Um so stärkere Bedeutung bekommen die Ersatzlebensräume in der Stadt, wie Vorgärten am Haus und naturnah gestaltete Grünflächen.
Eine kleine Dosis Wildnis zulassen
Ein Bild wie aus Frankreich: Das ist kein Baum sondern eine Straßenlaterne. Die Unterbesetzung des Pflegebetriebes des Gartenamtes macht "Wildwuchs" möglich. Hoffentlich kommt hier eines Tages kein übereifriger Bürger oder Grünpfleger vorbei!

Rarität Speierling
Der Speierling, Sorbus domestica, ist leider ein in Vergessenheit geratener Baum. Seine Früchte hat man früher gern geerntet und dem Apfelwein und Apfelmost beigemischt. Auch die Marmelade ist von hervorragendem Geschmack. Sie erinnert an Kirsch und Apfel mit einem Hauch von Zimt. Auch der Schnaps kann sich trinken lassen. Die kostbaren Tropfen gibt es in exquisiten Fläschchen z.B. im Schnapsmuseum in Bärental. Auch in der Heilkunde hat der Speierling eine Bedeutung gewonnen.

Der Baum weist das schwerste heimische Holz auf. Weil er so selten geworden ist, werden Preise um die 6000 Euro für einen Festmeter bezahlt. Klar, daß daraus vorwiegend erlesenes Mobiliar und Musikinstrumente gefertigt werden.

Um den Baum des Jahres (1993 in Deutschland und 2008 in Österreich) neu ins Bewußtsein zu bringen, haben sich AnwohnerInnen einer Straße in Vauban beim Gartenamt für ihn stark gemacht. Die gut angewachsenen Bäume wurden zusammen mit einigen Ebereschen gepflanzt.

Der Weißdorn ist ein wertvolles Gehölz für Hecken und auch für die Solitärstellung im Vorgarten, weil er von geringerem Wuchs ist.

Auf Initiative von BewohnerInnen Vaubans und mit Unterstützung von "Freiburg packt an" enstand 2012 am Ende der Vaubanallee ein kleiner Schmetterlingsgarten. Es ist so gedacht, daß diese Idee auch an anderen Plätzen im Quartier NachahmerInnen findet.

Interessierte können sich an die Quartiersarbeit und/oder "Freiburg packt an" wenden, eMail: fpa (ät) stadt.freiburg.de
Sukzession auf Freiflächen zulassen
Noch 2008 weist Vauban botanisch sehr interessante Freiflächen auf. Es handelt sich um noch brach liegende Bauflächen. Auf ihnen hat sich ein dynamischer Sukzessionsprozeß vollzogen.

Weitgehend vegetationsloses ödland, das die Bauflächen anfangs waren, ist ein extremer Standort für Spezialisten, den so genannten Pionierpflanzen. Sukzession wird eine Entwicklung genannt, wie sie sich zum Beispiel von einer Pionierpflanzen- hin zu einer Mischwaldgesellschaft vollzieht. Für unsere Region in Mitteleuropa stellt sie das erreichbare Optimum dar. Dieser Prozeß läuft aber in einem Zeitfenster von einigen hundert Jahren ab.

Im verdichteten Siedlungsbereich und genauso auf den intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen ist Ödland recht selten und meist nur kleinräumig vorzufinden. Dementsprechend sind die an diese speziellen Verhältnisse angepaßten Pflanzen nicht so häufig, wie es die allgemein verbreitete Geringschätzung dieses "Unkrautes" vermuten lassen würde.

Auf den Ruderalflächen sind auch einige Neophyten (eingeschleppte Pflanzen) anzutreffen, die von Botanikern und Landschaftsökologen mit unterschiedlicher Toleranz bedacht werden. Von Bienen und anderen Insekten werden die Felder mit Goldrute, Wasserdost, Geißraute, Wilder Möhre, Johanniskraut, Vogelwicke u.v.a. in Massen besucht.

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